ERMITTLUNG VON FEHLERN BEI HLW-TRAINING MITTELS MODALER DATEN UND NEURONALEN NETZWERKEN
DETECTING MISTAKES IN CPR TRAINING WITH MULTIMODAL DATA AND NEURAL NETWORKS
Di Mitri D, Schneider J, Specht M, Drachsler H

Abstrakt
Diese Studie erforscht, in wieweit multimodale Daten für die Ermittlung von Fehlern bei HLW Trainings verwendet werden können. Wir haben die Laerdal QCPR ResusciAnne Puppe mit unserem multimodalen Tutor für HLW, einem multi-sensor System bestehend aus einem Myoarmband für die Erfassung elektromyographischer Daten und Microsoft Kinect für die Messung der Körperposition ergänzt. Wir haben von elf Medizinstudierenden in jeweils zwei Mal zweiminütigen Thoraxkompressionen (TK) multimodale Daten gesammelt. Insgesamt sammelten wir 5254 TK gesammelt, welche jeweils gemäß fünf Leistungsindikatoren, entsprechend der fünf häufigsten HLW Trainingsmängel gekennzeichnet wurden. Drei der fünf Indikatoren TK Rate, TK Tiefe, und TK Entlastung wurden automatisch durch die ResusciAnne Puppe gemessen. Die zwei übrigen Werte, welche der Arm- und Körperposition entsprachen, wurden manuell von dem Forschungsteam vermerkt. Wir haben fünf neuronale Netzwerke für die Klassifikation der jeweiligen Indikatoren trainiert. Die Ergebnisse des Experiments zeigen, dass multimodale Daten präzisere Fehlererkennung bieten als die ResusciAnne Puppen Baseline. Wir haben außerdem bewiesen, dass der multimodale Tutor für HLW weitere HLW Trainingsfehler, wie z. B. das falsche Verwenden des eigenen Körpergewichts oder eine inkorrekte Stellung der Arme nachweisen kann. Bis zum heutigen Stand wurden solche Fehler nur von menschlichen Ausbildern erkannt. Zuletzt haben wir die Fragebogen ausgewertet, um wichtiges Feedback zu sammeln und eine zukünftige Implementation zu ermöglichen.

Englischer Volltext erhältlich unter: https://www.mdpi.com/1424-8220/19/14/3099

 

 

PROGNOSE NACH AKUTEM SCHLAGANFALL: VERGLEICH ZWISCHEN CT-DRAGON SCORE UND EINEM VEREINFACHTEN SCORE
PREDICTION OF OUTCOME AFTER ACUTE STROKE: COMPARISON OF CT-DRAGON SCORE AND A SIMPLIFIED SCORE
Anouk Lesenne, Jef Grieten, Alain Wibail, Ludovic Ernon, Luc Stockx, Patrick Wouters, Leentje Dreesen, Elly Vandermeulen, Sam Van Boxstael, Pascal Vanelderen, Sven Van Poucke, Joris Vundelinckx, Sofie Van Cauter, Dieter Mesotten

Hintergrund: Ein akuter ischämischer Schlaganfall ist nicht nur eine der häufigsten Todesursachen, er führt auch zu hohen Belastungen und Kosten bei der Krankenbetreuung und –pflege. Eine genaue Prognose der längerfristigen Outcomes dieser Patienten kann daher bei der Beratung von Schlaganfallpatienten und bei der Zuweisung der richtigen Schlaganfall-Behandlungsmethoden nützlich sein.
Das CT-DRAGON wurde, wie alle voraussagenden Schlaganfall Scores, zur Voraussage längerfristiger funktionaler Ergebnisse nach einem akuten Schlaganfall entwickelt, zu einem Zeitpunkt, als nur intravenöse Thrombolyse als Behandlung zur Verfügung stand. Hinzu kommt die zusätzliche Beeinträchtigung der Implementation durch die Vielzahl der Variablen sowie der fehlenden Validierung im Zusammenhang aller Schlaganfall-Behandlungsmethoden.

Relevanz: Diese Studie zielt daher auf die Untersuchung ab, ob ein vereinfachter Score, der weniger Variablen enthält und unabhängig von der Schlaganfallbehandlung anwendbar ist, als ebenso exakt und verlässlich wie der CT-DRAGON Score gelten kann, was die Voraussage von sowohl günstigen als auch ungünstigen längerfristigen funktionalen Ergebnissen bei Patienten betrifft, die einen akuten ischämischen Schlaganfall erlitten haben.

Methoden: Diese monozentrische retrospektive Studie analysiert 564 Patienten, die zwischen Januar 2017 und Februar 2019 mit einen Schlaganfall im anterioren und posterioren zerebralen Durchblutungskreislauf hospitalisiert wurden und die sämtlichen Schlaganfall-Behandlungsmethoden unterzogen wurden (Thrombolyse, Thrombektomie, Kombination von Thrombolyse und Thrombektomie und konservative Therapie). Nach 90 Tagen wurden günstige (geänderte Rankin Scale (mRS): 0-2) und ungünstige Ergebnisse (mRS: 5-6) durch das CT-DRAGON prognostiziert. Die Auswahl der Prädiktoren des CT-DRAGON für die Erstellung eines vereinfachten Scores erfolgte anhand von Techniken des maschinellen Lernens, die für die Reduktion der Dimensionalität geeignet sind: logistische Regression, bootstrap forest und Entscheidungsbaum-Analyse. Diskriminierung, Kalibrierung und Fehlklassifikation des CT-DRAGON und seines vereinfachten Scores wurden getestet.

Ergebnisse: 13% (n=71) der Patienten erhielten eine Thrombektomie, 17% (n=96) eine Thrombolyse und bei 9% (n=53) wurde eine Kombinationstherapie angewendet. 61% (n=344) der Patienten wurden konservativ behandelt. AUC-ROC für CT-DRAGON lag bei 0.78 (95%CI 0.74-0.81) bei günstigen und bei 0.78 (95%CI 0.72-0.83) bei ungünstigen Prognosen. NIHSS, mRS vor Auftreten des Schlaganfalls und Alter waren diejenigen Faktoren, welche die stärksten Auswirkungen auf das Ergebnis hatten, weshalb sie in den vereinfachten Score aufgenommen wurden. AUC-ROC betrug 0.82 (95CI% 0.79-0.86) für die Prognose von günstigen und 0.83 (95CI% 0.77-0.87) für die Prognose ungünstiger Ergebnisse. Beider Scores hatten für ungünstige Ergebnisse bessere Fehlklassifikationsergebnisse und eine höhere Genauigkeit. Der vereinfachte Score wies eine bessere Diskriminierung bei beiden Ergebnissen (beide p<0.005) als CT-DRAGON auf.

Schlussfolgerung: Der CT-DRAGON Score wies eine akzeptable Diskriminierung sowohl bei Schlaganfällen im anterioren als auch im posterioren Durchblutungskreislauf auf, die mit allen unterschiedlichen Methoden behandelt wurden. Der vereinfachte Score zeigte eine bessere Diskriminierung verbunden mit vergleichbar guter Genauigkeit und Fehlklassifikationsrate bei ungünstigen Ergebnissen. Der vereinfachte Score benötigt weitere Validierung in einer zukünftigen Multi-Centre-Studie.

 

 

IMPLEMENTIERUNG VON SBAR IM KRANKENHAUS: JENSEITS EINES GEMISCHTEN CURRICULUMS
IMPLÉMENTATION DU SBAR À L’HÔPITAL : AU-DELÀ D’UN CURRICULUM MIXTE
CHR Citadelle, Lüttich (Belgien)

Kontext: Das Krankenhaus CHR (Centre Hospitalier Régional) Citadelle in Lüttich (Belgien) befindet sich in einer Akkreditierungsphase durch die Joint Commission International (JCI). Im Januar 2018 folgte ein Team von vier Referenten der Schulungsleiterfortbildung „TeamSTEPPS“. In der CHR wurde die professionelle Kommunikation optimiert, die eine bereichsübergreifende Säule bei der Arbeit im Team darstellt, und das erste Projekt auf Basis der vorgeschlagenen Instrumente darstellt. Ein gemischtes Schulungsprogramm ist nur der erste Schritt bei der Verbesserung der Sicherheit im täglichen Umgang mit den Patienten. Die wirkliche Herausforderung liegt in der Implementierung von wirksamen und nachhaltigen Strategien.

Ziele: Das erste Ziel der durchgeführten Studie liegt in der Bewertung der Auswirkungen eines gemischten Schulungsprogramms und des Einsatzes des Werkzeugs SBAR in den unterschiedlichen Abteilungen des CHR Citadelle in Lüttich.

Erfolgte Intervention(en): In einer Testphase wurden Gruppen gebildet und verglichen, die den Notdiensten, der Geriatrie, der Rehabilitation und der Intensivversorgung der Gynäkologie/Geburtshilfe (n=136) entsprachen. Vor dem institutionellen Einsatz im Februar 2019 (n≈1200) wurden Manager, Teamleiter, Ausbilder, Trainer und Endanwender geschult (n=278).

Evaluierungsmethoden: Die erste Phase der Studie stützt sich auf die angewendete Handover Evaluation Scala (HES). Die zweite Phase basiert auf der Validierung eines beobachteten Qualitätsindikators bei der Übergabe.

Ergebnisse: Die Ergebnisse wurden anlässlich des zweiten französischsprachigen Forums TeamSTEPPS am 07.03.2019 präsentiert.

Schlussfolgerung: Es ist angeraten, von jetzt an den Einsatz einer Strategie auf mehreren Ebenen zu forcieren, die vorrangig in spezifischen Abteilungen oder Bereichen Anwendung findet. Es handelt sich dabei um eine pragmatische Vorgehensweise im Hinblick auf eine neue Kommunikationskultur in den Gesundheitseinrichtungen. Es scheint zwingend notwendig, eine Führungsrolle zu entwickeln, die auf allen Ebenen der Organisation Einfluss hat.

 

 

AUS DEN AUGEN, AUS DEM SINN? INTERNATIONALE PATIENTENÜBERGABEN AUS PATIENTENSICHT.
OUT OF SIGHT, OUT OF MIND? INTERNATIONAL PATIENT HANDOVER FROM A PATIENT PERSPECTIVE.
Beuken JA, Bouwmans MEJ, Verstegen DML and Dolmans DHJM

Abstrakt in Bearbeitung

 

 

GRENZEN ÜBERSCHREITEN: ÜBERGABEN IN EINER EUROPÄISCHEN GRENZREGION AUS SICHT VON GESUNDHEITSEXPERTEN
GOING THE EXTRA MILE. CROSS-BORDER PATIENT HANDOVER IN A EUROPEAN BORDER REGION FROM A HEALTHCARE PROFESSIONAL PERSPECTIVE.
Beuken, J.A., Verstegen D.M.L., Dolmans, D.H.J.M., Van Kersbergen, L.J.M., Losfeld, X., Sopka, S., Vogt L., and Bouwmans, M.E.J.

Hintergrund: Grenzübergreifende Gesundheitsversorgung ist komplex, immer gegenwärtiger und verursacht potenziell große Risiken für die Patientensicherheit. Deshalb gilt grenzüberschreitenden Übergaben oder der Transfer von Patienten aus einem Land ins nächste besonders viel Aufmerksamkeit. Obwohl allgemeine Übergaben schon gründlich erforscht wurden, sind die Herausforderungen von grenzüberschreitenden Übergaben, vor allem aus Sicht der Interessenvertreter, noch nicht adäquat erforscht. Ziel dieser Studie ist es, einen Einblick in die Perspektive von Gesundheitsexperten zum Thema der grenzüberschreitenden Übergaben und in Mittel zur Unterstützung dieser zu erlangen.

Methoden: Wir haben Gesundheitsexperten (ärztliche Fachkräfte, Krankenpflegerisches Personal, Rettungsdienstmitarbeiter und administratives Personal) in einem europäischen Grenzgebiet befragt, um ihre Meinung zu grenzüberschreitenden Übergaben, sowohl geplante als auch ungeplante, zu erheben. Die Interviewer fokussierten stark auf die Sichtweise der Teilnehmer, gemäß der Theorie des geplanten Verhaltens (theory of planned behaviour TPB). Alle Interviews wurden anschließend zielführend zusammengefasst. Elemente des TPB wurden als sensibilisierende Konzept verwendet.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 43 Gesundheitsexperten teil. Obwohl viele der Befragten neutrale bzw. positive Haltungen einnahmen, wussten viele nicht, was von ihnen erwartet wurde oder welchen Einfluss sie auf die Verbesserung grenzüberschreitender Übergaben haben könnten. Herausforderungen wurden in fünf Themengebieten empfunden: Informationstransfer, Sprachbarrieren, Aufgabenteilung und Ausbildung, Richtlinien und finanzielle Vorgaben und kulturelle Unterschiede. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, haben wir Strategien vorgeschlagen, z. B. die Anwendung von Instrumenten und Protokollen, die Erörterung und Verfestigung der Kollaboration und die Organisation von Events zur Förderung des Miteinanders.

Schlussfolgerung: Gesundheitsexperten, die grenzüberschreitende Übergaben durchführen, müssen werden vor spezifische Herausforderungen gestellt. Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, die das gegenseitige Verständnis fördern, vor allem in den zuvor erwähnten Bereichen. Das persönliche Kennenlernen im Kontext sinnvoller Aktivitäten, z. B. Trainingskurse und Fallbesprechungen, kann Ideenaustausch und Gemeinschaftsgefühl erheblich verbessern.

Englischer Volltext erhältlich unter: https://qualitysafety.bmj.com/content/early/2020/03/04/bmjqs-2019-010509