Die Universität Hasselt hat einen prozessgesteuerten Schulungsansatz für Patientensicherheit entworfen, der auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Zielgruppe zugeschnitten ist. Medizinstudierende der Universität Hasselt und Krankenpflegeschüler der Universität Leuven-Limburg wurden durch praktische Einführungen in ihren Fähigkeiten bei der Gewährleistung von Patientensicherheit gestärkt.
Unsere wiederholte sektorenübergreifende Studie der subjektiv wahrgenommenen Fähigkeiten bei der Gewährleistung von Patientensicherheit bei Studierenden der Medizin und der Krankenpflege zeigte, dass bei zwei von drei Studierenden das Vertrauen in ihre eigenen Teamwork-Fähigkeiten zu wünschen übriglässt. Trotz der von Fachleuten für Patientensicherheit bereits seit Jahrzehnten propagierten Kultur frei von personenbezogenen Verurteilung (also „blame-free culture”) fürchten 70% der Studierenden immer noch disziplinäre Konsequenzen nach einem schwerwiegenden Zwischenfall. Daher ist es extrem wichtig, dass Studierende einsehen, dass Irrtümer täglich geschehen (können) und dass es entscheidend ist, unerwünschte Zwischenfälle offenzulegen, um sie so als Gelegenheit zum Lernen zu nutzen.
Die Universität Hasselt wurde gefragt, Studierende der Medizin und der Krankenpflege bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten bei der Gewährleistung von Patientensicherheit zu unterstützen. In beiden Fällen wurde ein prozessgesteuerter Ansatz bei der Erstellung eines Patientensicherheits-Curriculum verwendet. Basierend auf den Auswertungen der H-PEPPS-Ergebnisse der beiden Einrichtungen wurden die Stärken und Schwächen existierender Curricula analysiert, um Redundanz und Überschneidung mit bereits bestehenden Kursen zu vermeiden. Dies ermöglichte einen Fokus auf diejenigen Aspekte der Patientensicherheit, die Studierende als besonders unterrepräsentiert empfunden hatten. Zusätzlich wurden Auswertungen der Gespräche mit Lehrern und Professoren in Betracht gezogen, was die Ingebrauchnahme der Patientensicherheit in Ausbildungen des Gesundheitswesens betrifft. Die Ergebnisse zeigten, dass Patientensicherheit oft implizit in der Ausbildung von medizinischem und Pflegepersonal verankert ist. Durch Sichtbarmachung des Konzepts der Patientensicherheit wurde den Studierenden die Möglichkeit gegeben, die unterschiedlichen Aspekte zu visualisieren und zu verbinden. „Durch eine konstruktivistische Herangehensweise lernen Studierende in enger Zusammenarbeit mit ihren Kommilitonen“, so Professor Dr. Bergs. „Wenn Studierenden beispielsweise die Möglichkeit geboten wird, einen unerwünschten Zwischenfall zu analysieren, erleben sie hautnah, was ein Systemversagen bedeutet und welch entscheidende Rolle infrastrukturelle Faktoren bei den Unfallursachen spielen. Keine Vorlesung kann jemals den gleichen Lerneffekt erzielen.“
Zukünftige Ärzte
Mitte September 2019 fand der erste weltweite Tag der Patientensicherheit statt. An der Universität Hasselt wurde dieser Tag durch eine Fortbildung zu Patientensicherheit für alle Medizinstudierenden im zweiten Jahr ihrer Bachelor-Ausbildung gewürdigt.
Die Studierenden haben an mehreren (inter-)aktiven Workshops zu verschiedenen Bereichen der Patientensicherheit wie Medikationssicherheit, Infektionsvermeidung, Ereignisanalyse und (interprofessionelle) Kommunikation und Übergabe teilgenommen und sich Aufgaben und Herausforderungen gestellt.
„Die Weiterbildung zur Patientensicherheit hat meine Erwartungen erfüllt. Ich habe eine Struktur für interdisziplinäre Kommunikation und Infektionsvermeidung kennengelernt, die ich in der Praxis sehr gut einsetzen kann.“ (Medizinstudent)
Zukünftiges Krankenpflegepersonal
Anfang 2020 hatten wir Gelegenheit, Studierenden der Krankenpflege zu unterstützen. Sie bekamen Gelegenheit zur Teilnahme an Workshops zu aktiven Fehlern und dazu beitragenden Faktoren. Außerdem analysierten die Studierenden der Krankenpflege einen Vorfall der Patientensicherheit und nahmen an einem serious game (ernsten Spiel) bezüglich der Wichtigkeit der Führungsrolle in effektiver Zusammenarbeit teil. Professor Dr. Bergs: „Die Bereitstellung von Hilfsmitteln für die Verbesserung ihrer (interdisziplinären) Kommunikation trägt dazu bei, dass Studierende das Selbstvertrauen entwickeln, ihre Bedenken zu Patientensicherheit bei der klinischen Unterbringung anzusprechen.“
„Ich habe so viel in dieser Weiterbildung zu Patientensicherheit gelernt. Mir ist klargeworden, dass Patientensicherheit viel mehr bedeutet als nur Fehler bei der Medikation zu vermeiden.“ (Student der Krankenpflege)